Auslese DSOL
Trotz Corona geht Schach weiter. Die Schachfreunde Barsinghausen haben an der Deutschen Schach-Online-Liga teilgenommen. Hier nun ein paar Taktik-Aufgaben aus den Partien:
Serreck - Lin
Uwe hat einen Bauern weniger, aber der schwarze König ist im Zentrum verblieben und der schwarze Damenflügel nicht entwickelt. Auch ohne Taktik ist diese Stellung klar für Weiß gewonnen, aber mit Taktik wird es einfacher. Weiß hat einen einfachen Zug, um noch mehr in Vorteil zu kommen.
Hilker - Sesterhenn
Materiell ist die Stellung ausgeglichen. Tatsächlich vereinbarten die Spieler nach 39...T1e6 Remis. Aber tatsächlich kann Schwarz gewinnen. Scheinbar hat Weiß sowohl die Grundreihe als auch die Diagonale h1-a8 verteidigt. Dennoch, der Schlüssel zum Erfolg ist genau diese Diagonale. Wie kann Schwarz diese Diagonale erobern?
Hilker - Kort
Schwarz hat gerade versucht, sich mit 14...Se7 zu verteidigen. Wenn ich jetzt sage, dass Björn mit einer Gabel in Vorteil kommt, dann richten sich wahrscheinlich alle Augen auf den Springer. Der ist zwar auch beteiligt, aber diesmal ist es keine Springergabel.
Tarriba - Eike
Ich habe gerade 15...Lf5 gespielt, um Lg2-e4 mit Angriff gegen h7 zu unterbinden. Da ist doch eine gute Idee gewesen ... oder etwa doch nicht?
Kirk - Roberts
Nach wilden taktischen Verwicklungen musste Schwarz noch die Mattdrohung auf g7 mit 21...f6 abwehren. Mit Turm+Bauer gegen Springer+Läufer steht Schwarz noch OK. Aber Alexander zeigt: nach der Taktik ist vor der Taktik!
Noack - Eike
Weiß musste die Partie gewinnen und griff daher mit 30.g4 an. Aber auf diesen Zug war ich vorbereitet. Wer die Lösung hat, bitte noch einmal Hinschauen! Schwarz muss hier genau spielen!
Serreck - Lehmann
Schwarz hat mächtiges Drohpotenzial am Damenflügel aufgefahren. Aber mit 22.Sdb5 greift Uwe erst einmal die schwarze Dame an. Die muss jetzt wegziehen. Oder?
Serreck - Planner
Schwarz hat gerade einen weißen Läufer mit 28...Txf5 geschlagen. Zwar hängt der Turm d6, aber auch die Dame hängt. Weiß verliert also ... oder gibt es noch einen Trick?
Eike - Hiller
Diese Partie erinnert ein bisschen an Russisches Roulette. Beide Spieler haben ihren Revolver geladen und drücken ab, aber die Frage ist, bei wem zuerst die Kugel auslöst. Nach entgegengesetzter Rochade liefen die Angriffe auf den Flügeln. Der weiße König hat noch einen Bauern zum Schutz, der schwarze König schon gar keinen mehr. Die erste Chance hatte ich. Und eigentlich war es gar nicht kompliziert, hier entscheidenden Materialvorteil zu erlangen. Wie nämlich?
Als nächstes war die Reihe an meinem Gegner. Ich greife gerade die Dame mit 39.Te1 an. Wie löst Schwarz dieses Problem?
Mit 42.Thd1 habe ich mich für den entscheidenden Mattangriff aufgestellt. Leider ist nun der Gegner am Zug und kann es mit gleicher Münze heimzahlen. Was ist seine einzige Option?
Nun noch das Mattfinale. Eine einfache Fingerübung, die sogar ich noch hinbekommen habe . Wie geht es am einfachsten?
Hilker - Kleinert
Björn hat seinen Gegner taktisch an die Wand gespielt. Aber wie bringt man den Angriff am Besten zu Ende?
Nun zum Finale in der Partie. Allerdings ist nach 32...Dh5 immer noch kein Matt in Sicht. Oder doch?
Lösungen:
Serreck - Lin: 22.Lxd6 und 22....Dxd6 scheitert an 23.Sxf7+ mit der Gabel auf König und Dame.
Hilker - Sesterhenn: 39...Txd1 40.Txd1 Te4! 41.Dxe4 Dxe4 und Schwarz hat entscheidenden Materialvorteil. Andere Züge helfen nicht, zum Beispiel 41.Dd5 Df3+ 42.Kg1 Tg4#
Hilker - Kort: 15.Sxe6 fxe6 16.Dh5+ Sg6 17.Dxa5 und Björn hat eine Figur mehr.
Tarriba - Eike: Weiß hätte hier mit 16.Txf5 h6 (Der Turm kann nicht mit 16...Dxf5 wegen 17.Le4 geschlagen werden.) 17.Taf1 hxg5 18.Txg5 einen Bauern mit weiterhin starkem Angriff gewinnen können.
Kirk - Roberts: 22.Sxf6+ exf6 (Oder 22...Kf7 23.Sxe8) 23.Dd5+ Nur so geht es! Kh8 24.Df7 1-0 und das Matt kann nicht mehr verhindert werden.
Noack - Eike: 30...Txf4 31.exf4 Dxe4+ (Dieses Zwischenschach ist wichtig. Auf sofortiges 31...g6 folgt 32.Dxg6+ Kxg6 33.f5) 32.Kh3 g6 (Zur Beerdigung der weißen Dame stehen die Bauern beider Seiten Spalier!)
Serreck - Lehmann: Schwarz kann bei seinem Angriff auf die Dame verzichten: 22...Lxc3 23.Sxc7 (Auf 23.Sxc3 folgt einfach 23...Dx3. Nun wird es aber Matt.) 23...Txb2+ 24.Kc1 Taxa2 (Droht Matt auf a1.) 25.Da6 Txa6 26.Sxa6 Ta2 (Matt auf a1 ist unabwendbar.) 27.Sc7 Ta1#
Serreck - Planner: 29.The1+ (Nun hat Schwarz keine gute Abwehr mehr gegen das Schach.) 29...Le5 (Noch das Beste, auch wenn 29...Te5 scheinbar besser ist. Nach 30,Txd6 Txe1 hat Schwarz zwar immer noch eine Figur mehr, wird aber mit 31.Da8+ Ke7 32.Dd8# Matt gesetzt!) 30.Txe5+ Txe5 31.Txd6 und nun droht 32.Da8+ nebst Matt und 32.Txa6 und 32.Txh6.
Eike - Hiller (1): 36.Th8+ Ke7 37.Te8 (Wie konnte ich den Zug übersehen?) Kd7 38.Txe5 mit entscheidendem Materialgewinn.
Eike - Hiller (2): Schwarz muss sich nicht um die DAme kümmern, sondern inszeniert einfach den entscheidenden Mattangriff mit 39...Tca5 40.De4 (Überdeckt das Feld d4. Warum das notwendig ist, zeigt die Variante 40.Df5 Ta1+ 41.Kc2 T7a2+ 42.Kd3 Dd4#. Mit 40.Df2 ist d4 auch gedeckt, aber es folgt 40...Ta1+ 41.Kc2 T7a2+ 42.Kd3 Td1+ Ablenkung 43.Txd1 Txf2 und gegen Dd4# und De2# gibt es keine Verteidigung mehr. Auch das Damenopfer 40.Da2 Txa2 41.Txe5 rettet nicht, wegen 41...Tb2+ 42.Kc1 Ta1# ) 40...Ta1+ 41.Kc2 T7a2+ 42.Kd3 Td2+ 43.Ke3 Dg3+ 44.Df3 Ld4+ 45.Ke4 De5#
Eike - Hiller (3): 42...Dxb3 (Der letzte Schutz muss fallen.) 43.Dxb3 c2 44.Kc1 (44.Dxc2 Ta1# oder 44.Lxc2 Ta1#) 44...Ta1+ (Auch 44.Lh6+ ist sehr stark) 45.Kd2 cxd1D+ 46.Dxd1 Txd1+ 47.Kxd1 Kxd6 und das Endspiel ist gewonnen.
Eike - Hiller (4): 46.Ld3+ Kb4 47.Td4+ Lxd4 (Anderes hilft auch nicht 47...Tc4 48.Txc4+ Ka5 49.Dxa7+ Kb5 50.Tb7# oder 47...Ka5 48.Txa8+ Kb6 49.Tb4# oder 47...Kc5 48.T4d5+ Kb4 49.Tb5#) 48.Dxd4+ Kxb3 (Nette Geste, der schwarze König verabschiedet sich noch vom weißen König. Oder 48...Ka5 49.Txa7+ Ta6 50.Txa6#) 49.Lxc2#
Hilker - Kleinert (1): 28.Tf7 (Das Schlüsselfeld ist tatsächlich das Feld f6.) 28...Kg8 (Nach 28...Txf7 29.Dxf7 dorht tödlich Lxf6+) 29.Txf8+ (Das Einfachste. In der Partie folgte auch stark 29.Tg7+) 29...Kxf8 30.Dc5+ Kg7 31.Dxf5 mit entscheidendem Materialvorteil.
Hilker - Kleinert (2): 33.Tf8+ 1-0 (33...Txf8 34.Dg7# wollte sich der Gegner nicht mehr zeigen lassen.)
Die erste Niederlage
Als ich mit dem Schachspielen begann, war ich in Taktik relativ gut. Taktik war einfach zu verstehen: Man zieht so und so und hatte dann eine Figur mehr. Das reichte mir, um eine Partie zu gewinnen. Durch Abtausch kam ich in ein Endspiel, in dem ich dann problemlos einen Bauern in eine Dame umwandeln konnte. Das Matt mit König+Dame gegen König war nur noch Formsache.
Ich habe Taktik meist aus Büchern gelernt. Aber der beste Lehrmeister sind immer noch verlorene Partien. In meiner zweiten (aufgeschriebenen) Partie überhaupt, hatte ich gerade 13...Se7 gezogen. Ein schwerer Fehler, den mein Gegner taktisch ausnutzen konnte. Aber wieso kann das ein Fehler sein?
14. f4! und der Läufer ist auf offenem Brett gefangen! Zum Beispiel: 14...Ld6 15.e5 Lb4 16.c3. Hier sieht man auch, warum 13...Se7 ein Fehler war: Der Springer verstellt dem Läufer das einzige sichere Rückzugsfeld.
Ein Sieg, der in der Zeitung stand
Ich bleibe mal beim gleichen Thema, mach in meinen Partien aber einen kleinen Sprung zu Partie Nummer 15. Dieses Mal ist es sogar ein Sieg von mir. Er brachte mir eine nette Erwähnung in der Zeitung ein - ja damals gab es noch so etwas wie Zeitungen!
"Für den Ausgleich sorgte Detlef Eike (Brett 8), der mit einer sehr schönen Kombination seinem Gegner die Dame abjagte. Dieser jugendliche Ersatzspieler, der jetzt schon fünfmal in der laufenden Saison mitspielte, wird immer mehr zu einer echten Verstärkung für die zweite Mannschaft."
Ups! Jetzt habe ich versehentlich verraten, worum es in dieser Stellung geht:
Weiß hat lang rochiert und will am Königsflügel angreifen. Folgerichtig hat er den h-Bauern nach vorne gezogen. Aber sein letzter Zug 15.h5 war trotzdem ein schwerer Fehler. Auch die richtige Strategie muss die taktischen Möglichkeiten berücksichtigen! Welche taktische Kombination steht Schwarz hier zur Verfügung?
Die weiße Dame hat wenig Felder. Aber wie kann man sie angreifen? - Nicht sofort, aber mit einem Zwischenschach wird es möglich:
15...Dg5+ 16. Kb1 Lg4
und die weiße Dame hat keine Felder mehr. Man prüfe, dass der Dame tatsächlich die Felder f4 und f5 nicht zur Verfügung stehen.
17. hxg6 Lxf3 18. gxf7+ Kxf7 19. gxf3
Schwarz hat nun die Dame für Läufer und Springer. Das muss erst noch gewonnen werden, ist aber eigentlich nur eine Sache der Technik. Natürlich kann Weiß die Dame noch mit 17. Lf4 Sxf4 18. Dg3 retten, aber nach 18. ... Lxd1 19. Dxg5 Lxc2+ 20. Lxc2 hxg5 hat Schwarz einen noch größeren Materialvorteil.